zur Startseite

Historie der (Vor-)Burg Schweinsberg

Schweinsberg gehörte ursprünglich zu einem Komplex alten Reichsgutes, das sich vor allem um Amöneburg und Seelheim bis in das 10. Jahrhundert zurückverfolgen läßt.

12. Jahrhundert: Schweinsberg war Eigentum derer v. Merlau und kam durch Heirat des Ritters Guntram Vogt mit einer Schwester des Ritters Eberhard v. Merlau in den Besitz der späteren Schencken zu Schweinsberg.

Rascher Aufstieg des Geschlechts mit dem Erwerbs in und um Schweinsberg.

1230 - 1234: Bau der ältesten Burg ("Oberburg") auf dem kleinen Basaltkegel im Ohmtal durch Guntram Vogts Sohn, den landgräflich thüringschen Burgmann Guntram v. Marburg und v. Grünberg (1216 - 1236). Die Oberburg liegt heute in Trümmern.

1234 / 1236: Erstmalige Nennung des Geschlechts nach der Burg, "Gundramus de Svinsberg" und "Crafto miles dictus de Sweinsberch, filius Guntrami militis de Martburc".

Die älteste Burg Schweinsberg war eine vergleichsweise einfache Anlage: an einen starken runden Turm schloß sich eine vieleckige Ringmauer an, innerhalb derer die leichten Wohngebäude gestanden haben. Die "Oberburg" war von einem Zwinger umgeben, dessen feste Umzäunung etwa an der Stelle der heutigen Zwingermauer verlief.

vor 1264: Auch die älteste Ansiedlung zu Füßen der Burg im "Tal" ist von einem festen Zaun umgeben gewesen, der sich an die Umzäunung der Burg anschloß.

1256 - 1264: Stiftung der Schweinsberger St. Stephanskirche (Guntram I. Schenck zu Schweinsberg)






St. Stephanskirche

2. Drittel des 13. Jahrhunderts: Schweinsberg entsteht als planmäßige Dorfgründung der Schencken zu Schweinsberg

Die Burg Schweinsberg war wegen ihrer günstigen Hügellage inmitten eines Sumpfgebietes kaum einnehmbar und erlang bald als neutraler Sperriegel zwischen der mainzischen Amöneburg und dem landgräflich-hessischen Homburg a.d. Ohm eine besondere Bedeutung.
Seit Ende des 12. Jahrhunderts waren die Spannungen zwischen den thüringisch-hessischen Landgrafen und den Erzbischöfen von Mainz ständig gewachsen.
Einen der stärksten Stützpunkte hatte Mainz in der Amöneburg, deren Umklammerung durch die Landgrafen im Südosten durch die neuerbaute Burg Schweinsberg gesprengt werden konnte.
So bemühten sich beide Gegner um die Unterstützung der Schweinsberger, und diese waren sich ihrer wichtigen Stellung durchaus bewußt und verstanden sie zu nutzen.

Um 1239 hatte Guntram I. v. Schweinsberg vom Landgrafen Hermann II. v. Thüringen, Grafen v. Hessen das Erbschenkenamt in Hessen für sein Geschlecht erworben.
Die Schencken hüteten sich, den Landgrafen zu große Rechte einzuräumen, vielmehr suchten sie sorgsam ihre Unabhängigkeit zu wahren.

In der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts verstärkten die Schencken zu Schweinsberg ihre Burg durch die Anlegung einer von Strebepfeilern gestützten Zwingermauer, als Landgraf Heinrich II. der Eiserne (1328 - 1376) versuchte, den hessischen Adel unter die Landeshoheit zu zwingen.


Am 27. Januar 1332 erhielt Ritter Ruprecht Schenck zu Schweinsberg von Kaiser Ludwig dem Bayern Frankfurter Stadtrecht, einen Wochenmarkt und das Privileg zur Ansiedlung von vier jüdischen Handelsleuten.




Stadtrechtsurkunde vom 27. Januar 1332

Am 15. Juni 1401 schlossen die Schencken zu Schweinsberg auf Grund von Streitigkeiten mit Landgraf Herman dem Gelehrten (1377 - 1413) mit Erzbischof Johann II. v. Mainz einen Vertrag auf gegenseitige Hilfeleistung, öffneten ihm ihre Burg Schweinsberg und erhielten dafür 50 Gulden jährlich aus dem (Rhein-)Zoll zu Ehrenfels.

Durch Vertrag vom 21. November 1421 mit Landgraf Ludwig I. dem Friedsamen (1413 - 1458) wurden die Streitigkeiten mit den Landgrafen wieder beigelegt, die Schencken öffneten Ludwig I. ihre Burg Schweinsberg und erhielten dafür das halbe Gericht Kirtorf am Rotenberg.

Um 1482 ließen die Schencken ihre Burg Schweinsberg durch den landgräflichen Festungsbaumeister Jakob v. Ettlingen nochmals nach den neuesten Erfordernissen der Kriegsführung erweitern.
Die damals entstandene gewaltige äußere Zwingermauer wird von drei halbrund vorspringenden, kasemattierten Türmen flankiert. Als vierter steht der mächtige Hexenturm mit seinen drei Stockwerken schützend vor der Kremenate.

Das Tor an der Nordseite, dessen viereckiger Torturm wohl im dreißigjährigen Krieg zerstört wurde, trägt die Jahreszahl 1482. Diesem Haupttor vorgelagert ist eine rechteckige Vorburg vorgelagert, deren Eingangstor von einem runden Wehrturm gedeckt wird.

 

Büchse auf Burg Schweinsberg (1450 - 1500)

1459 - 1497: "Conrads Neue Kremenate" auf Burg Schweinsberg wird von dem Amtmann zu Lich Conrad Schenck zu Schweinsberg (1478 - 1497) erbaut.

1530 - 1552: Erstellung des "Fähnrichsbau" auf der Burg. Links hinter dem Burgtor und dem Fähnrichsbau gegenüber steht ein Wachhaus an der innersten Mauer (heute "Kapellchen"), von noch der Keller erhalten ist.

Wie eine Märchenburg ist die Burg zu Schweinsberg als "Schweinsburg in Hessen" auf dem Kupferstich im "Politischen Schatzkästlein" von Daniel Meissner (1585 - 1625) dargestellt.
Kupferstich um 1625

Am 06. Juli 1635 wurde Schweinsberg im 30jährigen Krieg eingeäschert. Hierbei brannte auch die Kremenate auf der Burg nieder. Im Zuge der Belagerung der Stadt Schweinsberg kam es zu Zerstörungen, Einäscherungen und zum Schleifen von Befestigungswerken.

1637 begann der Wiederaufbau der Kremenate. Auf den drei Steinstockwerken ruhte daraufhin ein weiteres hölzernes Stockwerk.

1647 Verwüstungen durch eine Pulverexplosion. "Während der kaiserlichen Besatzung war es, wo durch die Nachlässigkeit eines Feldwebels der festeste Turm und ein Teil der Schloßmauer in die Luft gesprengt wurden." Möglicherweise hatte diese Explosion auch in der heute in Trümmern liegenden Oberburg stattgefunden. Nach der Explosion des Pulverturmes und der totalen Brandkatastrophe mit der völligen Auslöschung der Stadt verharrte die ehedem stolze Burgfestung viele Jahrzehnte lang in einem jämmerlichen Trümmerzustand.

1651 war der Fähnrichsbau im Wiederaufbau begriffen und erhielt dabei Fachwerkoberge-schosse. Das Haus gegenüber lag in Trümmern, und der Torturm war eingestürzt.

Ferdinand Frhr. Schenck zu Schweinsberg (1765 - 1842) ist Kurhessischer Staats- und Justizminister.

Briefpapier des Ministers Ferdinand Frhr. Schenck zu Schweinsberg

 


Karte Schweinsberg von 1774 / 1775

 

Stich Schweinsberg von 1842

1852: Durch An- und Umbau von 1852 wird das äußere Bild der Kremenate ("Schloß") sehr verändert. Das 4. Fachwerkgeschoß wird abgetragen.Vor das Schloß in (nördliche) Richtung auf den Fähnrichsbau hin wird ein gotisierender Anbau gesetzt.

 

Luftaufnahme Schweinsberg um 1980

 

 

Burgplan Burg Schweinsberg (Vorburg rot gekennzeichnet)